Dürre in Katalonien (Spanien), Überschwemmungen im südwestlichen Thessalien (Griechenland), Brände und Hitze auf Sizilien (Italien). Meldungen wie diese sind leider Normalität im Mittelmeerraum geworden. Extreme Wetterbedingungen nehmen stetig zu und zeigen verheerende Auswirkungen, auch auf die dortige Landwirtschaft. Das betrifft nicht nur Obst und Wein, sondern auch das geliebte Olivenöl.
Für den Konsumenten zeigen sich die Auswirkungen erstmal im Einkaufspreis von Olivenöl. Egal ob im Supermarkt, beim Feinkosthändler oder Online - Olivenöl ist in den letzten zwei Jahren überall deutlich teurer geworden. Zugleich führen aktuelle Berichte zur Annahme, dass die Qualität von Olivenöl zeitgleich abnimmt. Dies zeigt sich zum Beispiel im Artikel „So schmeckt Klimawandel“ vom Stiftung Warentest (Ausgabe 4, 2024), welcher die Qualität von verschiedenen Olivenölen in deutschen Supermärkten näher beleuchtet hat.
Obwohl man den oben genannten Testbericht vom Stiftung Warentest etwas differenzierter betrachten muss, kann man gewissen Thesen zustimmen und pauschal sagen, dass der Klimawandel einen Einfluss auf den Ertrag, die Qualität und den Preis von Olivenöl hat. Diese Zusammenhänge haben wir auch näher im Interview mit der OliveOilTimes erläutert.
Da der Klimawandel immer mehr Brisanz in unserem Leben gewinnt, haben wir uns dazu entschieden, einen ausführlicheren Beitrag über die Thematik „Klimawandel und seine Auswirkungen auf das Olivenöl“ zu veröffentlichen. Zugleich können wir unsere Erfahrung in diese Thematik einbringen und Kontext schaffen. Seit 1995 importieren wir bei Protos Mediterrane Spezialitäten das flüssige Gold aus dem mediterranen Raum und haben seitdem viel über dieses wunderbare Naturprodukt gelernt und einiges erlebt. Von Waldbränden, welche komplette Olivenhaine zerstört haben, bis hin zu verschiedenen Tricksereien von Ölmüllern Rund um das Olivenerzeugnis. Lasst uns somit direkt in die Thematik mit folgender Frage eintauchen:
Leider gibt es hierzu keine einfache Antwort. Denn wie so oft im Leben, können komplexe Themen nicht so einfach mit einem „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden.
Aber eine einfache Bauernregel hilft ein Fundament zu schaffen. Wie beim Wein gibt es auch bei der Olive „gute Jahrgänge“ und „schlechte Jahrgänge“, denn der perfekte Einklang mehrerer Faktoren bestimmt einerseits über den Ertrag und andererseits über die Qualität. Sprich, sind die Bedingungen ideal, so wirkt sich dies logischerweise positiv auf die Ernte der Oliven und folglich auf das daraus gewonnene Öl aus. Die Frage ist somit, ob sich schlechte Jahrgänge immer mehr häufen, da sich die allgemeinen Bedingungen verschlechtern.Ein Blick auf den größten Olivenölproduzenten weltweit – Spanien - bringt neue Erkenntnisse. Rund 350.000 Landwirte bauen dort Oliven an. Fast 90 Prozent der spanischen Ölproduktion kommen aus Andalusien, wovon ein Großteil aus der Provinz Jaén ist. Zwei Jahre in Folge (2022 & 2023) hatte Andalusien mit extremen klimatischen Bedingungen zu kämpfen. Zu wenig Regen im Winter, erste Hitzewellen schon zur Blüte im April und Mai sowie außerordentlich trockene und heiße Sommer bereiteten den dortigen Bauern und Ölmüllern Kopfschmerzen.
Diese Wetterbedingungen spiegeln sich auch im Ertrag nieder. (siehe historische Daten vom International Olive Council hier). Hier sehen wir, dass vor allem Spanien seit der Ernte 2018/2019 enorme Rückgänge verzeichnet. Der Vergleich 2022/2023 zu 2018/2019 zeigt einen Rückgang von 1010 [x1000t] Olivenöl. Aber betrachten wir Griechenland, so sehen wir das der Ernteertrag in 2022/2023 relativ gut – im Vergleich zu den Vorjahren – ausgefallen ist. Das heißt, das nicht alle Mittelmeerstaaten einen Rückgang hinsichtlich des Olivenöletrags verzeichnen.
Aber „guter“ Ertrag heißt nicht gleich gute Qualität
Obwohl pauschal betrachtet die Olivenernte in Griechenland geringeren Ertragsschwankungen als Spanien ausgesetzt war, sind auch dort die Auswirkungen von klimatischen Veränderungen zu verzeichnen. In Griechenland ist das Auftreten von Olivenfliegenpopulationen in einigen Anbaugebieten, vor allem auf dem Peloponnes und auf Kreta, den beiden Zentren der griechischen Olivenölindustrie, Anlass zur Sorge. Die Olivenfliege (Bactrocera oleae) ist ein bedeutender Schädling, welcher nicht nur den Ertrag, sondern auch die Qualität der Oliven und somit des Olivenöls beeinflusst. Folgend eine kurze Erklärung zur Olivenfliege.
Die Weibchen der Olivenfliege legen ihre Eier in reifenden Olivenfrüchten ab, in denen sich die frisch geschlüpften Larven vom Fruchtfleisch ernähren. Entweder verpuppen sich die Larven direkt in der Frucht oder gelangen zur Verpuppung auf den Boden. Durch den Larvenfraß entstehen mehrere Probleme. Einerseits natürlich geringerer Ertrag. Zugleich steigt der Säuregehalt in der befallenen Frucht (infolge des Wachstums von Mikroorganismen) was einen geringeren Wert des gepressten Öls zur Folge hat. (Damit Olivenöl zur Güteklasse 1 zählt, muss der Säuregehalt unter 0,8% liegen). Zugleich sind auch die Früchte anfälliger für andere Schädlinge sowie Fruchtfäule.
Bild von Oliven befallen von der Olivenfliege
Der Anstieg der Population der Olivenfliege im gesamten Mittelmeerraum sorgt zurecht für Kopfschmerzen bei Olivenbauern und Ölmüllern. Zugleich ist dieser Schädling im fast gesamten Mittelmeerraum präsent. Somit sehen wir, dass aufgrund des Klimawandels sich die Bedingungen nur für Schädlinge verbessert haben. Diese Veränderung in Kombination mit extremen Wetterbedingunen beeinfluss dementsprechend den Ertrag und die Qualität des Olivenöls.Wie bereits erklärt, sind Olivenbäume empfindlich gegenüber extremen Temperaturänderungen. Ungewöhnlich hohe Temperaturen bereits im Winter und Frühling sowie andauernde Hitzewellen im Sommer können die Blütezeit und Fruchtentwicklung beeinträchtigen. Dies führt zu einem geringeren Ertrag und kann die Qualität der Oliven und somit des Olivenöls negativ beeinträchtigen.
Unregelmäßige Niederschläge, oder Dürreperioden mindern wie bereits erwähnt den Ertrag und auch die Qualität, da der Fettgehalt der Olive reduziert wird. Extreme punktuelle Regenfälle können mitunter zur Abtragung des Bodens sowie wichtiger Nährstoffe und Mineralien führen. Zugleich kann zu viel Wasser das Risiko von Krankheiten (Fäule) und Schädlingen erhöhen. Olivenbäume benötigen eine ausgewogene Wasserversorgung
Mit den steigenden Temperaturen und veränderten Klimabedingungen steigt auch das Risiko für Schädlingsbefall und Krankheiten. Die Olivenfliege, ein bekannter Schädling, vermehrt sich beispielsweise schneller bei wärmeren Temperaturen und kann erhebliche Schäden an den Oliven anrichten.
Natürlich gibt es noch weitere Folgen und Risiken des Klimawandels in Bezug auf die Olivenproduktion, wie zum Beispiel die Veränderung der chemischen Zusammensetzung der Olivenfrucht etc., aber dies würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.
Eines ist klar, der Klimawandel stellt eine erhebliche Herausforderung für die Olivenölindustrie dar. Auch wenn die Folgen von Region zu Region sich unterscheiden können, sind negative Veränderungen in Bezug auf Qualität und vor allem hinsichtlich des Ertrags zu erkennen. Somit sind essenzielle Änderungen nicht nur wichtig, sondern ein Muss, damit die Qualität und Verfügbarkeit von hochwertigem Olivenöl gesichert ist.
Landwirtschaftliche Gebiete mit mehr Biodiversität hinsichtlich Flora und Fauna sind resistenter gegenüber direkten und indirekten klimatischen Veränderungen. Diese These wird mit reichlichen Studien belegt und sollte auch in der Olivenölindustrie fokussiert werden. Sprich die ökologischen Landwirtschaft beziehungsweise der kontrolliert biologische Anbau sollte das Fundament der Zukunft sein. Zusätzlich muss gezielt die Biodiversität in Olivenhainen deutlich gestiegen werden, dass sich Natur und Landbau gegenseitig fördern. Einen interessanten Lösungsansatz hierfür zeigt das „Olive Alive Project“ auf, welcher wie folgt zusammengefasst werden kann.
Die Wiederherstellung des natürlichen Reichtums der Olivenhaine erhöht die Rentabilität der Erzeuger, denn Flora und Fauna arbeiten zum Nutzen des Olivenhains. Wenn Ökosystemleistungen durch die Biodiversität wiedergewonnen werden, hat dies eine direkte positive Auswirkung auf fruchtbare Böden, größere Wasserrückhaltung, geringere Erosionsraten und bessere natürliche Schädlingsbekämpfung. Das Olivenhain ist somit resistenter gegenüber Hitze und Dürreperioden, veränderten Niederschlagsmustern und Schädlingen.
Ein weiterer Lösungsansatz betrifft die Auswahl hitze- und trockenresistenter Olivensorten. Untersuchungen in diesem Bereich werden bereits getätigt. Ein Forschungsteam in Israel hat sich schon mit dieser Thematik beschäftigt. Mehr dazu hier.
Zusammenfassend können wir sagen, dass der Klimawandel direkte und indirekte Auswirkungen auf die Olivenproduktion und Olivenölherstellung hat. Als Direktimporteur von Olivenöl aus dem mediterranen Raum, können wir bereits gewisse Trends erkennen: Einerseits ist der Säuregehalt bei vielen extra nativen Olivenölen um ca. 0,1 bis 0,2 % gestiegen (egal ob aus Spanien, Griechenland oder Italien) und der Polyphenolgehalt ist gesunken. Dies sind 2 entscheidende Qualitätsfaktoren für (extra natives) Olivenöl. Zugleich ist die Verfügbarkeit von Olivenöl und spezifisch von extra nativem Olivenöl gesunken. Dies zeigt sich auch dadurch, dass mehr native Olivenöle (Güteklasse 2) Verfügbar sind. Manche Produzenten entscheiden sich auch bewusst dazu natives Olivenöl in höchster Qualität zusätzlich zum extra nativen.
Ein Beispiel hierfür ist Mani Bläuel mit seinem 100% nativem Bio-Olivenöl. Aufgrund der Folgen des Klimawandels hat der Ölmüller mit seinen Olivenbauern nach einer nachhaltigen Lösung gesucht, um den Bauern auch langfristig gesehen die Abnahme der Oliven, unabhängig vom Säuregehalt der Oliven, zu gewähren. Das native Bio Olivenöl wird genauso wie das extra native produziert. Es wird ebenfalls kaltgepresst und besteht zu 100% aus der Koroneiki Olive. Allerdings liegt der Säuregehalt leicht über 0,8 %, wodurch es nicht mehr in die Güteklasse 1 fällt. Geschmacklich sind jedoch (für den normalen Verbraucher) keine Unterschiede zu erkennen.
Einerseits müssen wir mit regionalen Verschiebungen rechnen. Traditionelle Olivenanbaugebiete, welche es nicht schaffen Ihre Anbau- und Pflegemethoden in einem nachhaltigen Ansatz den Wetterbedingungen anzupassen, werden langfristig gesehen unproduktiv werden. Zugleich werden in Zukunft neue Regionen, die bisher nicht für den Olivenanbau geeignet waren, plötzlich günstige Bedingungen für den Olivenanbau bieten. Somit rechnen wir langfristig gesehen mit einer Verschiebung in der Produktion. Durchaus wäre es möglich, dass zum Beispiel Andalusien in Spanien(falls keine nachhaltigen Strategien implementiert werden) seine führende Rolle in der Olivenölindustrie verliert.
Bei Protos Mediterrane Spezialitäten setzen wir uns weiterhin dafür ein, nur hochwertige Olivenöle aus Griechenland, Italien und Spanien anzubieten. Wir arbeiten eng mit unseren Produzenten zusammen, um sicherzustellen, dass trotz der Herausforderungen des Klimawandels die Qualität unserer Produkte höchsten Standards entspricht.