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Olivenernte in Le Marche, Italien

Geschrieben von Maxie G.

Ein Beitrag über die Olivenernte in den Marken 2022

Eingebettet zwischen der weitaus bekannteren Emilia-Romagna im Norden, Umbrien im Westen und den Abruzzen im Süden liegen die Marken. Gemeinsam bilden diese Regionen Mittelitaliens die Kornkammer des Landes.

Angelockt vom "echten, unverfälschten Italien" und der Aussicht, einmal selbst bei der Olivenernte mitmachen zu können, machten sich mein Partner und ich vergangenen Oktober im Zuge unserer Europareise auf den Weg nach Colmurano, einem pittoresken, mittelalterlichen Städtchen. Ein naheliegender, biodynamischer Kleinbetrieb hatte uns zur Ernte eingeladen.

Auberginefarben funkeln bei unserer Ankunft die reifen Olivenfrüchte in der Herbstsonne. Der Hof liegt verträumt auf einer Anhöhe und bietet eine fantastische Aussicht auf sanfte Hügel mit Zypressen, kleine Wälder, langgezogene Getreidefelder und Olivenbäume so weit das Auge reicht. Am Horizont zeichnet sich die Regionalhauptstadt Ancona ab, bekannt für ihre Fährverbindungen nach Griechenland und Kroatien.

Dass gerade "unsere Bäume" an einem Steilhang liegen und uns damit eine mühsame und beschwerliche Ernte bevorsteht, holt uns jedoch schnell aus den Träumen zurück. Doch davon lassen wir uns nicht abschrecken!

Zuerst gilt es, die Netze auszubreiten, auf Löcher zu untersuchen und diese zu flicken. Um die wertvollen Oliven nicht zu verlieren und sie sanft aufzufangen, werden Netze um die Bäume ausgelegt.

Olivenernte Netze flickenReparatur/ Flicken der Netze für die Olivenernte 

Doch Jupiter meint es nicht gut mit uns. Kaum sind die Vorbereitungen beendet, schlägt das Wetter um und es schüttet wie aus Eimern. Zwei lange Wochen blicken wir bang aus den Fenstern und hoffen täglich aufs Neue auf eine trockene Phase. Denn um einen Bakterienbefall der Bäume und Schimmel bei den Oliven zu vermeiden, kann nur bei Trockenheit geerntet werden.

Als wir es schon kaum mehr für möglich halten, bietet sich uns ein trockenes Zeitfenster von mehreren Tagen. Endlich ist es so weit: Sonne voraus, und wir legen los! Zu dritt machen wir uns ans Werk, legen die frisch geflickten Netze zwischen den Bäumen eng überlappend aus und fixieren sie wegen der steilen Hanglage zum Teil auch direkt an den Bäumen.

Auslegen der Netze für die OlivenernteAuslegen der Netze für die Olivenernte

Aufgrund der extremen Hanglage und um eine möglichst schonende Ernte zu gewährleisten, haben wir als einziges technisches Hilfsmittel einen elektrischen "Olivenrüttler", genannt "Vibroli". Dieser pneumatische Kamm streicht in kurzen Vibrationen die ovalen Früchte vom Baum. Während einer den Vibroli bedient, leeren die beiden anderen den Inhalt der Netze vorsichtig in die Olivenkisten und setzen die Netze um.

In drei sportlichen Tagen, von Sonnenauf- bis Untergang, oder wie der Bauer sagt "bis man keine Oliven mehr sehen kann", ziehen wir die Ernte durch. Genug für eine erste Pressung. Denn das Wichtigste ist, die Oliven so schnell wie möglich zur Mühle zu bringen, um die Überoxidation zu vermeiden und die Frische zu bewahren.

reife Oliven für die PressungReife Oliven für die Pressung

Das erste Olivenöl - was für ein Genuss: fruchtig, grasig, die typische Schärfe im Hals. Insgesamt beläuft sich unsere Ausbeute jedoch nur auf 90 Liter, statt der üblichen 150 – 200 Liter. Eine ausgedehnte Dürreperiode, mit Rekordtemperaturen von bis zu 50 Grad, ohne Niederschlag, hatte die Aussicht auf eine gute Ernte zunichtegemacht. So trugen die Bäume weniger Früchte, und die Oliven waren wegen des fehlenden Wassers auch kleiner.

Olivenbäume tragen nicht immer voll, oft nur alle zwei Jahre, um sich eine Pause zu gönnen. Die langanhaltende Trockenphase dieses Jahr hat nicht nur in Italien, sondern auch im gesamten Mittelmeerraum die Ernte stark beeinträchtigt. Der viele Regen jetzt ist in dieser Hinsicht eine sehr willkommene Wendung, in der Hoffnung, dass sich die Natur vollsaugt, um für die nächste Saison und die nächste Dürre bestmöglich gewappnet zu sein.

Nach einer anstrengenden Woche stoßen wir glücklich auf den Abschluss der Ernte an. Reich an Erinnerungen und Erfahrungen, wissend, wie viel Arbeit in jedem Tropfen des grünen Goldes liegt. 

Ein Beitrag über die Olivenernte in den Marken 2022 - geschrieben von Maxie G.